Männerchor Lengnau

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   Anektoten Teil 2


Geschichten und Anekdoten Teil 2  von Werner Müller-Gysel  

Am 10. Juli 1904 verpflichtete der Bezirks-Vorstand den Männerchor Lengnau, für 1905 ein Bezirksgesangfest zu organisieren. Am 28. Mai 1905 wurde bei gutem Festwetter das Bezirks-Gesangfest durchgeführt. Die Nachklänge waren aber nicht erfreulich. Nachdem sich die Vereine des Bezirks verabschiedet hatten, blieb kein Mitglied des festgebenden Chores mehr in der Festhütte. An der nächsten Versammlung kam der krasse Hass zum Durchbruch. Das Vermögen wurde verteilt und der Verein aufgelöst. Im März 1906 erfolgte die Herausgabe der Requisiten unter Aufsicht des Friedensrichters. Im gleichen Jahr machte der Männerchor gemeinsam mit der Musikgesellschaft und dem gemischten Chor einen Ausmarsch auf die Lägern-Hochwacht. Fuhrhalter Meier, Baden, führte uns per Lastwagen an das Bezirksgesangfest Leuggern, um den Betrag von Fr. 40.-. Am 3. Juni 1910 ging am Gesangfest in Dielsdorf ein Hagelwetter über die Gegend. Das veranlasste die Lengnauer Sänger, vor der Rangverkündigung heimzukehren. An Aktivitäten hat es damals dem Männerchor nicht gefehlt. Führten sie doch schon nach sieben Jahren wieder ein Bezirksgesangfest durch, verbunden mit der Weihe der zweiten Vereinsfahne. Im Juli 1914 fasste der Verein den Beschluss, Ende August die Schweiz. Landesausstellung in Bern zu besuchen. In den ersten Augusttagen verfügte der hohe Bundesrat, dass die ganze Schweizer Armee an die Grenze einzurücken habe, um unser Vaterland zu bewachen. Damit ist der Besuch der Landesausstellung ins Wasser gefallen. 1915–1917 ruhte die Vereinstätigkeit wegen der Grenzbesetzung. Bis 1918 wurde der Dirigent mit Naturalgaben besoldet. Nun beschloss die Generalversammlung, als Besoldung Fr. 150.- in bar auszuzahlen.Zur Förderung der Kameradschafts- pflege führte man 1922 eine Reise auf den Titlis durch.Im Mai 1930 besuchte man auf „Schusters Rappen“ den Sängertag in Nd.-Weningen. Der Festkartenpreis betrug Fr. 4.-. Gemäss Bekanntgabe des Präsidenten musste jeder Sänger Fr. 5.- einbezahlen. Der fünfte Franken war bestimmt als Beitrag an das Hochzeits- geschenk für Franz Müller, Himmelrich.
Aus der Vereinskasse leistete der Männerchor einen Beitrag von Fr. 100.- an das von der Gemeinde angekaufte Klavier. 1934 beteiligte sich der Männerchor erstmals an einem Kantonalgesang- fest in Muri. 1938 beteiligte man sich am Gesangfest in Ob.-Siggenthal und wurde mit dem Lorbeerkranz 1. Klasse belohnt. 1939 und 1940 wurde die Vereinstätigkeit durch die Grenzbesetzung behindert. An der Generalversammlung 1942 wurde erwähnt, dass viele Sängerkameraden im Aktivdienst sind. Am 9. August 1942 beteiligte sich der Männerchor mit einem schön dekorierten Wagen mit Pferdegespann am folkloristischen Umzug anlässlich des Jugendfestes, verbunden mit der Schulhaus-Einweihung. Dieser Anlass war annähernd vergleichbar mit dem Umzug an der 1200 Jahreier 1998. Am 16. August wurde mit 2 Pferdegespannen der Bezirksängertag auf dem Achenberg besucht. Nebst der Pflege des Gesanges wurde auch der grenznahe Wehrwille demonstriert. An der Generalversammlung vom 26. Febr. 1944 wurde beschlossen, den Einwohnern jeweils am 80. Geburtstag mit einigen Liedern aufzuwarten. Am 29. Juni 1947 konkurrierte der Männerchor 30 Mann stark am Kant.-Gesangfest in Brugg mit dem Wettlied „Innsbruck, ich muss dich lassen“. Es war das erste Mal seit seinem 95-jährigen Bestehen, dass unser Chor mit der höchsten Auszeichnung von einem Kant.-Gesangfest beimkehren durfte. Behörde, Dorfvereine und Bevölkerung bereiteten einen überwältigenden Empfang. Am 27. Juli 1947 führte der Männerchor ein Wiesenfest durch. Festplatz war der Baumgarten von Witwe Lina Suter, Schmiede, also auf dem Platz, wo heute das Schmitte- Zentrum steht. Am 1. u. 4. Jan. 1948 wurde die Bauernkomödie „De Wittlig“ aufgeführt. Wegen der ausgebrochenen Scharlach- und Diphtherie-Epidemie waren diese beiden Aufführungen mittelmässig besucht. Man sah sich zur Verschiebung der letzten zwei Aufführungen gezwungen. Auf auswärtige Theater-Besucher konnte man nicht mehr hoffen, weil die verseuchte Gemeinde gemieden wurde. Deshalb wurde Abbruch beschlossen, um am 11. u. 18. April nochmals aufzutreten. Leider wurden wir abermals enttäuscht. Das Theaterstück hatte dem Publikum recht gut gefallen, aber die Ungunst der Zeit hatte den Erfolg geschmälert. Eine Vereinsreise im August 1948 ins Bündnerland wurde im Protokollbuch auf acht Seiten ausführlich festgehalten. Am Eidg. Singsonntag am 29. Mai 1949 um 20 Uhr sangen wir auf dem Dorfplatz einige Lieder. Während des Konzertes begann es zu regnen. Deshalb fiel der anschliessend vorgesehene Auftritt in Ut.-Lengnau ins Wasser.
Am 20. Aug. 1950 feierte der Männerchor Freienwil sein 50-jähriges Bestehen. An diesem Anlass beteiligten wir uns freudig und feierten echte Sängerkameradschaft. Im Jan. 1951 führte der Männerchor im Kronensaal das Theater „Herzen von Stein“ auf. Am 24. Juni 1951 beteiligte sich der Männerchor Lengnau 33 Mann stark am    Bez.-Gesangfest in Felsenau. Für das Wettlied „Die zwei Gesellen“ ernteten wir reichlichen Applaus. Am 24. Sept. 1951 erfreuten wir die Bewohner des Hofes Vogelsang mit einem Ständchen. Am 11. Nov. 1951 hielt der Bez.-Gesangverein im Saal zur Sonne seine Delegierten- Versammlung ab. Der Männerchor Lengnau sang das Eröffnungslied. Am 29. Juni 1952 nahm der Männerchor am 54. Aarg. Kant.- Gesangfest in Rheinfelden teil. „Wie schön blüht uns der Maien“ von Komponist Hans Oser war unser Wettlied. Die Freude über das gute Gelingen schäumte über die Feldschlösschen-Gläser. Gespannt erwarteten alle die Rangverkündigung. Wie erhofft, wurde der Wettgesang der Lengnauer Sänger mit dem Lorbeer 1. Klasse ausgezeichnet. Bei Sonnenuntergang wurden die abgekämpften Sänger in Ut.- Lengnau von den Dorfvereinen empfangen und mit Musik zum Vereinslokal begleitet. Am 20. Juli 1952 beteiligte sich der Männerchor an der Fahnenweihe des Turnvereins. Wir trugen das Unsere bei durch Teilnahme am Umzug durchs Dorf zur Festhütte und am Unterhaltungs- Programm des Nachmittags. Am 23. August 1952 wurde eine ausserordentliche Generalversammlung abgehalten. Dabei wurde das aus 27 Personen bestehende Org.-Komitee für das 1953 stattfindende 100-Jahr-Jubiläum bestellt. OKFest-Präsident wurde Paul Erismann, Lehrer. Wohl    der grösste Anlass in der Vereins-Geschichte war das 100- Jahr- Jubiläum, verbunden mit Fahnenweihe und Bezirks-Gesangfest am 28. Juni 1953. Nach der Frühmesse erhielt die neue Fahne den kirchlichen Segen von Hochw. Herr Pfarrer Josef Meier. Ab 11 Uhr stand das Empfangs- Komitee mit den schmucken Ehrendamen und der alten Fahne zum Empfang der 12 Verbands- und 4 Gastvereine bereit. Für die Wettgesangs- Vorträge stellte die Israelitische Kultusgemeinde mit deren Vorsteher Jacques Oppenheim in verdankenswerter Weise die Synagoge zur Verfügung. Als Experten amteten die Herren Musikdirektoren Josef Ivar Müller aus Bern und Hans Lavater aus Zürich. Den Gruss der Gemeinde entbot Herr Gemeindeammann Hans Jetzer. Die Ansprache zum gleichzeitigen 100-Jahr-Jubiläum des Bez.-Gesangvereins Zurzach hielt Herr Pius Seiler, Döttingen. Als Fahnenpate stand uns der Männerchor Endingen zur Seite. Als Begrüssungslied sang der Männerchor Lengnau „Festgesang“ von Volkmar Andreae.
Die Organisation und speziell die harmonische Zusammenarbeit aller Sänger war echt kameradschaftlich, bis der Festplatz anderntags vorbildlich aufgeräumt seiner Funktion als Spiel- und Turnplatz abgetreten werden konnte. Der Männerchor hat die 100 Jahre mit Höhen und Tiefen überstanden. In kameradschaftlicher, gesanglicher und kultureller Hinsicht leisten wir einen beachtlichen Beitrag zu einer vielfältigen Dorfgemeinschaft.
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